„Wärme-Contracting“ oder: Wie man sein Geld verheizt
Haben Sie schon mal von Wärme-Contracting gehört? Ich muss zugeben, für mich war das neu, obwohl es das scheinbar schon länger gibt.
Aber der Reihe nach:
Vor gut einem Jahr bin ich umgezogen. Ich hatte Glück, denn ich fand eine schöne Neubauwohnung zu angemessenem Preis (nach heutigem Stand). Nun, 1 Jahr später, bekam ich die Nebenkostenabrechnung. Meine Frau und ich sind sehr sparsam, also hatte ich da vermeintlich nichts zu befürchten. Doch Pustekuchen! Eine Nachzahlung stand an und das, obwohl wir kaum geheizt hatten. Nach einer genauen Prüfung fand ich nun auch den Grund: Dank „Wärme-Contracting“ zahlen wir ca. den 10-fachen(!) Preis pro kWh Gas.
Was ist Wärme-Contracting?
Wärme-Contracting ist eine Alternative zum Kauf einer Heizungsanlage. Statt eine Heizung zu kaufen, wird die Anlage hier bei einem Anbieter, zumeist Energieversorger, gemietet bzw. geleast.
Der Anbieter übernimmt dann alles von der Planung bis zum Einbau und die Belieferung mit Energie. Auch die Wartung und sogar der Schornsteinfeger werden von dem Anbieter getragen.
Wer so einen Vertrag eingeht, der hat zunächst keine Kosten und muss sich auch sonst um nichts weiter kümmern. Quasi ein „Rundum-sorglos-Paket“.
Genial, oder? Nicht wirklich, denn für Sie als Mieter oder selbstnutzenden Eigentümer wird das RICHTIG teuer. Die Bequemlichkeit lässt sich der Anbieter nämlich gut bezahlen und schlägt sämtliche Kosten inclusive eines satten Gewinnaufschlags auf die Verbrauchskosten drauf. Daher zahlen Sie dann beispielsweise für eine kWh Gas nun keine 5, sondern bis zu 50 Cent, also gut das 10-fache.
Besonders ärgerlich ist das für Mieter, denn die müssen dann nicht nur ihren Verbrauch, sondern die ganze Anlage nebst Wartung bezahlen und das ist auch noch völlig legal, denn Vermieter dürfen das zu 100% umlegen.
Abzocke auf Lebenszeit
Die Verträge laufen meistens 10 Jahre oder länger und oft gehört dem Hausbesitzer nach Ablauf die Heizung nicht, sondern Sie muss abgelöst oder der Vertrag verlängert werden. Für die Anbieter solcher Verträge ist das eine Flatrate zum Geld verdienen, aus der man quasi nicht mehr rauskommt. Aus dem vermeintlichen Vorteil am Anfang entpuppt sich eine riesige Kostenfalle, Abzocke vom allerfeinsten, und bezahlen darf das dann der Mieter, der dagenen NICHTS machen kann, oder der selbstnutzende Eigentümer, welcher beim Kauf der Immobilie gar nicht wusste, dass der Bauträger das über seinen Kopf hinweg entschieden hat, um beim Bauen Kosten zu senken!
Finger weg von Wärme-Contracting!
Fakt ist: Auf 10 Jahre Laufzeit gesehen, zahlen Sie für die Heiungsanlage deutlich mehr, als wenn Sie die Heizung selbst kaufen würden . Danach gehört Ihnen die Anlage dann trotzdem nicht und Sie müssen entweder den Geldbeutel aufmachen und den Restwert ablösen oder wieder einen Vertrag abschließen. So oder so kommt Sie das einfach nur teuer.
Hier meine Tipps:
Sie wollen eine Immobilie kaufen? Fragen Sie den Bauträger/ Makler, ob die Heizungsanlage an einem Contracting-Vertrag hängt. Falls ja, dann wissen Sie ja nun, dass das Heizen für Sie viele Jahre lang sehr teuer sein wird, egal wie niedrig Ihr Verbauch ist. Wirklich machen können Sie dagegen nichts, denn der Veräufer wird Ihnen die Immobilie sehr wahrscheinlich nur in Verbindung mit dem Contracting-Vertrag verkaufen.
Sie wollen oder müssen Ihre Heizung z.B. mit Ihrer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) erneuern? Das Thema Wärme-Contracting wird bestimmt auf den Tisch kommen, vor allem wenn die WEG knapp bei Kasse ist bzw. nur wenige Rücklagen vorhanden sind.
Versuchen Sie Contracting auf jeden Fall zu vermeiden, weil Sie sonst mittel- und langfristig ein vielfaches für Ihre neue Heizung bezahlen. Kaufen Sie die Heizungsanlage lieber selbst. Falls Ihnen die nötigen Mittel fehlen, können Sie die heutzutage zu günstigen Konditionen finanzieren. Danach gehört sie aber Ihnen und Sie zahlen nur einen Bruchteil der Heizkosten. Zudem gibt es beim Kauf noch Förderungen wie zB. von der KFW. Außerdem können Sie stets den billigsten Energielieferanten wählen und sparen so nochmals viel Geld.
Lassen Sie sich von den blumigen Werbeversprechen der Contracting-Anbieter nicht täuschen. Die wollen Geld verdienen. Das ist deren Geschäftsmodell und die werden Ihnen versuchen zu erklären, wie toll und bequem das alles für Sie ist. Gut möglich ist auch, dass Ihre eigene Hausverwaltung Ihnen den Vorschlag macht. Glauben Sie der nicht blind, denn die könnte Provision kassieren oder sonstige Vorteile von den Contracting-Anbietern erhalten. Lassen Sie sich nicht einlullen, rechnen Sie nach!
Sie sind Mieter und Ihr Vermieter will auf Wärme-Contracting umstellen? Achtung! Stimmen Sie bloß nicht ohne weiteres zu, sondern erkundigen Sie sich beim Mieterschutzbund oder einem Anwalt, denn Ihre Heizkosten werden, wie bereits erwähnt, auch bei niedrigstem Verbrauch sehr wahrscheinlich deutlich steigen.